[In freundlicher Zusammenarbeit mit dem AptaClub]
Viele von euch kennen es bestimmt… sobald man Eltern wird, bekommt man sowohl im Freundes- als auch im Verwandtenkreis viele lieb gemeinte Ratschläge, welche allerdings nicht immer die Besten sind.
Es gibt viele Mythen, die sich bereits seit Generationen halten. Wer kennt nicht die Sätze wie: „Meine Eltern haben das damals schon bei mir so gehandhabt und mir hat es auch nicht geschadet.“
Vor allem beim Thema Ernährung, ist das Spektrum der Unsicherheiten sehr groß. Obwohl ich bereits zum zweiten Mal Mama geworden bin, stehe ich dennoch immer wieder vor neuen Situationen, denn jedes Kind ist anders und was bei der Mia vielleicht gut funktioniert hat, muss bei Louis nicht zutreffen.
Umso mehr freue ich mich, dass ich mich kürzlich mit der Ernährungswissenschaftlerin und Leiterin des Aptaclub-Elternservices, Frau Dr. Irmingard Demitsch, treffen und zum Thema Baby- und Kleinkindernährung austauschen durfte.
Was ist der Aptaclub-Elternservice?
Der Aptaclub besteht aus ausgebildeten Ernährungswissenschaftlerinnen und Hebammen, welche selber erfahrene Mütter sind. Sie sind Experten wenn es um das Stillen, die Einführung von Beikost, Flaschennahrung sowie um die Ernährung von Kleinkindern geht und stehen uns Mamas und Papas bereits seit 20 Jahren zur Verfügung. Sie begleiten uns durch die ersten 1000 Tage – also von der Schwangerschaft bis zum Kleinkindalter und stehen mit Rat und Tat zur Seite.
Bei Fragen könnt ihr euch jederzeit via E-Mail, Live Chat oder telefonisch unter der Tel. Nr. 0800 311 512 (gebührenfrei) Mo-Fr 09:00 – 12:00 und 13:00 – 15:00 Uhr beim Experten-Team vom Aptaclub melden.
Eure Fragen zur Baby- und Kleinkindernährung
Auf Instagram habe ich dazu aufgerufen Fragen zu stellen, welche mir die liebe Irmi in einem Interview beantwortet hat. Es kamen sehr interessante Fragen und ich muss sagen, dass ich nicht nur einmal ein sogenanntes Aha-Erlebnis hatte.
Thema: Muttermilch
- Stimmt es, dass die Muttermilch mit der Zeit (wenn das Baby älter wird) nicht mehr so nahrhaft ist wie zu Beginn?
Muttermilch ist ja ein ganz besonderer „Saft“. Sie ändert sich immer wieder. Die Muttermilch eines 3 Tage alten Babys ist anders als die eines 3 Wochen alten Babys. Die Muttermilch ist morgens anders als abends, die Muttermilch für Buben ist anders als die für Mädchen. Fest steht jedenfalls: Muttermilch ist auch später noch nahrhaft. Die Sache ist nur die: Kinder werden größer, brauchen mehr Energie (Kalorien) und Nährstoffe wie Vitamine und Mineralstoffe – da reichen die Nährstoffe in der Muttermilch als alleinige Nahrung nicht mehr aus. Muttermilch enthält ja auch viel Wasser, weil Babys in den ersten Monaten auch komplett ihren Flüssigkeitsbedarf mit Muttermilch decken können. Ab etwa 5 – 6 Monaten ist dann die Zeit für Beikost gekommen.
2. Warum forscht man über 40 Jahre an der Muttermilch? Warum so lange?
Weil Muttermilch die komplexeste biologische Flüssigkeit ist, komplexer als Blut beispielsweise. Sie besteht nicht nur aus Eiweißen, Fett, Kohlenhydraten, Vitaminen und Mineralstoffen, sondern z.B. auch aus Immunfaktoren wie Antikörpern und auch vielen verschiedenen Bakterien. Man weiß heute, dass sie aus mehr als 1000 Inhaltsstoffen zusammengesetzt ist. Derzeit sind noch nicht alle Inhaltsstoffe analysiert, geschweige denn weiß man, wie alle aufeinander wirken. Denken wir nur an die vielen verschiedenen Bakterien, die eine Wirkung auf den Darm haben. Oder an die vielen verschiedenen Kohlenhydrate, wie etwa unlösliche Ballaststoffe, die wiederum z.B. als Futter für diese Bakterien im Darm dienen. Um all dies zu entschlüsseln, arbeiten für uns 500 Experten in unserem Muttermilch-Forschungszentrum in Utrecht/Niederlande – denn wir stellen Milchnahrung her, die auf Forschung basiert.
Thema: Erstes Zufüttern
3. Gibt es ein bestimmtes Gemüse/Obst als Brei mit dem man am besten anfangen sollte?
Die ersten zwei Nährstoffe, die beim Baby knapp werden und deshalb mit der ersten Beikost zugeführt werden sollten, sind Eisen und Zink. Traditionellerweise beginnt man mit leichtverdaulichem, süßlichem Gemüse wie Karotte, Kürbis oder Pastinake – aber nur, um dann rasch, nach den Kartoffeln, das Fleisch dazugeben zu können. Damit hat man den eisenreichen Mittagsbrei. Zink ist neben Fleisch vor allem in Getreide enthalten. Daher kann die zweite Beikost der Milch-Getreidebrei sein. Obst ist aufgrund der Wichtigkeit der Inhaltsstoffe erst an dritter Stelle dran.
4. Muss man beim Zufüttern wirklich unbedingt mit dem Mittagsbrei beginnen?
Nein, aufgrund der oben beschriebenen Tatsache, dass man zuerst eisen- und zinkreiche Lebensmittel geben soll, kann man genauso mit dem Milch-Getreide-Brei beginnen, der traditionellerweise meist gegen Abend – als sättigende Abendmahlzeit – gegeben wird. Viele beginnen gerne mit dem Milch-Getreide-Brei, weil er erstens der Milchnahrung geschmacklich ähnlicher ist als der Gemüse-Fleisch-Brei und daher oft recht gerne und schnell vom Baby angenommen wird. Zweitens wird er gerne gefüttert, weil man sich durch eine sättigende Abendmahlzeit eine bessere Nachtruhe erhofft.
5. Ab wann fange ich mit dem zweiten Brei an?
Zwar gilt als Faustregel „pro Monat ein weiterer Brei“ aber man sollte das nicht als strenge Wissenschaft betrachten, sondern sich nach dem Kind richten. Hat es Freude am Essen, ist die erste Breimahlzeit schon recht gefestigt (was nicht heißt, dass es davon schon eine große Portion essen muss; es gibt viele Kinder, die zunächst mal einfach generell und lange Zeit nicht mehr als z.B. 120 – 150 g essen können), verträgt es die bereits eingeführten Lebensmittel gut? Dann kann man dem Baby auch schon bald die Freude machen und es die Geschmacksnote des nächsten Breies kosten lassen.
Thema: Milch
6. Wenn Frühchen Probleme mit der Verdauung haben. Ist daran immer die Milch schuld bzw. gibt es Milch die besser vertragen wird als andere?
Babys kommen mit einem unreifen Magen-Darm-Trakt zur Welt. Das gilt natürlich ganz besonders für zu früh geborene Babys. Bei ihnen ist diese Unreife natürlich oft noch mehr ausgeprägt. Weil Muttermilch alleine für viele dieser zu früh geborenen Babys nicht ausreicht, haben wir hier spezielle Milchnahrungen, die ganz besonders auf deren Bedarf zugeschnitten sind – denn diese Babys brauchen nicht nur mehr Energie, also Kalorien (pro 100 ml), sie brauchen auch z.B. eine ganz spezielle Zusammensetzung der Nahrung was die Mineralstoffe betrifft. Welche Nahrung die beste für diese Babys ist, das sollte natürlich im Krankenhaus entschieden werden. Auch viele andere Babys haben einen speziellen Bedarf – sei es aufgrund von Reflux, Allergie oder Kolik – wofür wir eine breite Palette an Spezialnahrungen anbieten können, sollte nicht gestillt werden.
7. Muss bei einer Milcheiweißallergie auf den Abendbrei verzichtet werden bzw. wie kann man diesen verträglich zubereiten?
Natürlich können milcheiweißallergische Kinder auch einen Abendbrei essen – das ist genauso wichtig wie für nicht-allergische Kinder. Für Kinder mit Allergie gibt es bzw. haben wir spezielle Säuglingsnahrungen. Die enthalten alle Nährstoffe, die auch die „normalen“ Milchnahrungen enthalten. Das Eiweiß ist aber so gespalten, dass der Körper dieses Eiweiß nicht als Fremdeiweiß erkennt und dadurch keine Allergie ausgelöst wird. Eine solche Säuglingsnahrung kann nicht nur als Flaschennahrung getrunken werden, man kann damit auch einen Abendbrei zubereiten: einfach diese spezielle Säuglingsnahrung zubereiten, in den Teller leeren und dann spezielle Getreideflocken für Babys einrühren, wie z.B. Baby-Reisflocken. Man kann diesen Brei „pur“ geben und man kann auch ein bisschen Obstbrei einrühren.
Thema „klassische“ Mythen:
8. Brauchen Kleinkinder spezielle Lebensmittel?
Kleinkinder sollten gesund und abwechslungsreich essen. Man kann sich hier gut nach der Lebensmittelpyramide für Kleinkinder richten – die zeigt schön auf, wovon die Kinder viel essen sollten und wovon nicht so viel. Aber auch wenn das Kleinkind gut und bewusst ernährt wird: es gibt Studien, die zeigen, dass bereits Kleinkinder von manchen Nährstoffen zu wenig aufnehmen. Daher ist Kindermilch so zusammengesetzt, dass sie eine gute Ergänzung zur normalen Kost darstellt und eben genau diese knappen Nährstoffe liefert. Eher müsste man fragen: Gibt es Lebensmittel, die Kleinkinder noch nicht essen sollen? Da gibt es ein paar …
9. Darf man zu Obst wirklich kein Wasser trinken?
Auch wenn die Magensäure mit etwas Wasser verdünnt wird: Ein gesunder Magen-Darm-Trakt kommt damit meistens ganz ohne Probleme zurecht. Auch im Darm sitzen dann noch kleine Helferlein, die Darmbakterien, die unerwünschte Eindringlinge an der Ausbreitung hindern. Denn schließlich: Nicht nur mit dem Obst wandern verschiedene Keime und Hefen in unseren Magen-Darm-Trakt, sondern auch mit anderen Lebensmitteln. Wenn recht große Mengen an Obst oder Gemüse verzehrt werden und man dann Blähungen bekommt, dann sind meist andere Gründe dafür ausschlaggebend.
10. Helfen Milch und Honig wirklich beim Einschlafen?
Zwar enthält Milch eine Eiweißkomponente, die eine Vorstufe des Hormons Melatonin enthält – das „Schlafhormon“ – jedoch die Menge ist zu gering, als dass es sich tatsächlich richtig auswirken könnte. Vielmehr könnte man einen Becher warme Milch mit Honig als psychologische Einschlafhilfe betrachten. Zu beachten ist aber, dass sich der Verzehr von Honig auf die Bildung von Karies auswirken kann, die Honigmilch also unbedingt vor dem Zähneputzen getrunken werden sollte.
11. Brauchen Kinder jeden Tag ein warmes Essen?
Dem Körper ist es egal, ob das Essen, das man ihm zuführt, warm oder kalt ist. Auf dem Weg zum Magen hat das Essen bereits Körpertemperatur erreicht. Es geht also hier in Wirklichkeit nicht um die Temperatur, sondern um die Frage: Was isst man, wenn man kalt isst – und was isst man, wenn man warm isst? Nudeln, Reis, Kartoffeln, Hülsenfrüchte, Fleisch: Das sind nun einmal Lebensmittel, die vor dem Verzehr gekocht werden müssen – und dann isst man sie halt oft gleich warm. Snacks – Brot, Wurstwaren, Gebäck, Kuchen… sind Lebensmittel, bei denen die Zusammensetzung oftmals nicht ganz optimal ist – die also Fett, Eiweiß, Kohlenhydrate aber auch Vitamine, Mineralstoffe, oft nicht in optimaler Menge enthalten. Ab und zu auf warmes Essen verzichten ist kein Problem. Im Sinne der Nahrungsmittelvielfalt, sollte dies aber nicht zur Regel werden. Und schließlich: Eine gute Suppe, ein dampfendes Nudelgericht…. hat auch psychisch eine andere Auswirkung auf uns als ständig nur kalte Speisen.
12. Sind Karotten wirklich gut für die Augen?
Das – nicht nur – in Karotten enthaltene Beta-Carotin ist eine Vorstufe von Vitamin A – und dieses Vitamin ist wichtig für das Sehvermögen. Ja, wir brauchen also dieses Vitamin für den Sehvorgang. Da jedoch auch noch andere Lebensmittel Vitamin A oder Carotin enthalten, ist in unserer Welt, in der wir alle Arten von Lebensmittel im Überfluss bekommen können, die Karotte nicht allein verantwortlich für gutes Sehen.
zusätzliche Fragen:
13. Stimmt es, dass Allergien/Unverträglichkeiten bei Kindern mit der Ernährung der Mutter in der Stillzeit zusammenhängen?
Es hängt stark von der erblichen Vorbelastung (das heißt also, ob Mutter, Vater oder Geschwister des Babys eine Allergie haben) ab, ob ein Baby eine Allergie entwickelt oder nicht. Muttermilch ist von Natur aus allergenarm und reich an Antikörpern. Während der Stillzeit auf Kuhmilch, Ei, Fisch oder Nüsse zu verzichten, hat laut Studien keinen Nutzen für die Vorbeugung von Allergien – im Gegenteil. Wenn man stillt sollte man also nicht vorbeugend diese Lebensmittel aus dem Speiseplan entfernen. Wenn die Mutter in der Stillzeit Fisch isst, wirkt sich das sogar positiv auf die Allergieprävention beim Baby aus. Ganz selten können aber auch voll gestillte Säuglinge eine Allergie entwickeln. Das Baby kann mit Eiweiß der Kuhmilch, die die Mutter zu sich genommen hat, über die Muttermilch in Berührung kommen. Normalerweise hat das Immunsystem des Babys mit diesen Eiweißen keine Probleme. Nur ganz, ganz selten gelingt das nicht so gut und das Baby entwickelt tatsächlich eine Allergie. Aber auch hier gilt, noch einmal: Man sollte keineswegs die Kuhmilch vorsorglich weglassen, wenn man stillt. Die Bestimmung und Behandlung der Symptome sollten sorgfältig mit dem Kinderarzt abgestimmt werden.
14. Eignen sich Amaranth oder Haferflocken für Babybrei?
Amaranth (und auch z.B. Quinoa) ist ein sogenanntes „Pseudogetreide“, das eine Reihe von Inhaltsstoffen enthält, die für Babys und Kleinkinder nicht so günstig sind (Gerbstoffe, Saponine, Oxalate, Phytate, Isoflavone). Es wäre also besser, mit diesen „Getreide“sorten noch ein wenig zu warten – oder Produkte zu verwenden, die eindeutig für Babys geeignet, also gekennzeichnet sind, und daher diese erwähnten Inhaltsstoffe nicht oder in streng kontrollierter Menge enthalten. Ganz anders verhält es sich mit dem Getreide Hafer. Dieses glutenhaltige Getreide ist bereits für Säuglinge ab dem Beikostalter bestens geeignet, es enthält u.a. wichtiges Eisen. Am besten man wählt wiederum speziell für Babys aufbereiteten Hafer bzw. Haferflocken, z.B. leicht lösliche Flocken, die nicht aufgekocht werden müssen.
15. Kann man nachts 1er-Milch statt Pre geben, damit das Baby besser schläft?
Ja, man kann jederzeit beginnen, abends (oder auch nachts) 1er Milchnahrung statt Pre zu geben. Denn 1er-Stufen können – wie auf der Packung angegeben – ebenfalls ab Geburt gegeben werden. Unsere 1er-Stufen sind etwas sättigender als die Pre-Stufen, weil sie ein paar mehr Kalorien (pro 100 ml) enthalten. Stärke ist unseren 1er-Stufen (wie übrigens auch den 2er- und 3er-Stufen – mit Ausnahme der Gute-Nacht-Milchnahrung) nicht zugesetzt. Man muss allerdings dem Baby bei jeder Umstellung – ob es jetzt die Ernährung oder auch sonstige Abläufe betrifft – etwas Zeit geben. Wir empfehlen immer, dass man solche Änderungen zwei Wochen konsequent durchhält. Oft hat sich erst dann ein neuer Rhythmus oder Ablauf wirklich eingespielt.
Habt ihr noch weitere Fragen?
Hier findet ihr weitere Informationen zum Thema Stillen, Fläschchen und Beikost.
Weitere Tipps und interessante Artikel rund ums Essen und Trinken lernen findet ihr hier.